Lighthouse Home Entertainment Vertriebs GmbH & Co. KG / Verkauf / NEOMA
Verlagsgruppe kauft deutschen Streaming-Service (Q2/2023)
»Lighthouse« vermarktet ein attraktives Portfolio von 1.200 Filmrechten über ein eigenes Streaming-Portal und weitere namhafte Dienste in der DACH-Region. Das Unternehmen ist einer der wenigen deutschen Player im Home Entertainment Markt.
Geschäftsführer Malte Tolksdorf erkannte aufgrund des großen Interesses von Investoren an seinem Unternehmen, dass der Zeitpunkt für die Aufnahme eines Wachstumsinvestors günstig war. Er beauftragte NEOMA mit dem Verkauf seines Unternehmens.
Lighthouse erwirbt Filmlizenzen - zum Beispiel auf der Berlinale oder den Filmfestspielen in Cannes - und übernimmt die Produktion der deutschen Fassung. Mittlerweile umfasst das Lighthouse-Portfolio mehr als 1.200 Filme. Zum Service gehören die deutsche Synchronisation und Untertitelung der Filme, das Marketing und der Vertrieb im DACH-Raum. Anschließend werden die Filmrechte an die großen Streaming-Anbieter (Sky, Amazon prime) oder TV-Sender verkauft. Über das Portal allesKino.de besteht zudem ein direkter Kontakt zum Endkunden.
Die Zusammenarbeit mit NEOMA
Im Frühjahr 2022 kontaktierte der Lighthouse-Gesellschafter Malte Tolksdorf unsere M&A-Beratung für digitale Unternehmen NEOMA. Mehrere Investoren hatten sich bei ihm gemeldet und Interesse an dem aufstrebenden Unternehmen bekundet - indikative Angebote lagen bereits vor. Max Köhler-Karstens und Björn Schäfers von NEOMA orchestrierten daraufhin einen Investorenprozess. Tolksdorf äußerte sich lobend über den Prozess:
»Ich habe die NEOMA durch einen langjährigen gemeinsamen Kontakt kennengelernt. Mir war es wichtig, dass die vorliegenden Angebote professionell bewertet werden und dass ich einen Sparringpartner für den weiteren Verkaufsprozess habe. Durch den Fokus auf Digitalunternehmen war das NEOMA-Team sofort in den Markt eingearbeitet.«
Analyse und Beratung
Der Streaming-Markt ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Das jährliche Umsatzwachstum liegt in Deutschland seit 2016 bei knapp 30%. Größter Wachstumstreiber sind abonnementbasierte Streaming-Geschäftsmodelle wie Netflix, Amazon Prime Video oder Magenta TV. Durch die Konkurrenz der Streamingdienste steigt die Nachfrage nach hochwertigen Produktionen. Lighthouse hat diese Nische für sich erkannt.
Das Geschäftsmodell von Lighthouse ist skalierbar. Ein Großteil der Filme wird exklusiv eingekauft. Bei jeder nachfolgenden Vermarktung des Filmrechtes fallen daher nur geringe weitere Kosten an. Durch die Transformation vom DVD zum Streaming-Geschäft hat sich der Lebenszyklus der Filme verlängert. Dies zeigt sich in den attraktiven Margen, die im Filmgeschäft üblich sind. Die positive Entwicklung des Unternehmens, die strategischen Neuausrichtung und die allgemeine Branchenlage machte Lighthouse zu einem attraktiven Ziel für Investoren.
Darüber hinaus hatte der Gesellschafter Malte Tolksdorf das Unternehmen in den letzten Jahren erfolgreich vom DVD- und Blue Ray-Distributor für den stationären Handel zum Digitalunternehmen transformiert. Heute wird mehr als die Hälfte des Umsatzes im Streaming-Geschäft erzielt und ist dazu skalierbar. Ein Großteil der Filme wird exklusiv eingekauft. Bei einer späteren Vermarktung der Filmrechte fallen daher nur geringe Zusatzkosten an. Durch die Transformation von der DVD zum Streaming-Geschäft hat sich der Lebenszyklus der Filme verlängert. Dies spiegelt sich in den attraktiven Margen wider, die im Filmgeschäft üblich sind. Die positive Entwicklung des Unternehmens, die strategische Neuausrichtung und die allgemeine Branchensituation machen Lighthouse zu einem attraktiven Ziel für Investoren.
Der Schwäbische Verlag, einst als Zeitungsverlag gegründet, erwarb im Mai 2023 100% der Anteile an Lighthouse. Das Management der SV-Gruppe verfolgt seit langem eine erfolgreiche Diversifizierungs- und Digitalisierungsstrategie.
Digitalisierung und Diversifizierung der Verlagsbranche
Der Rückgang bei den Printauflagen von Zeitungen und Zeitschriften stellt viele Verlage vor Herausforderungen. Seit Beginn des Russland-Krieges gegen die Ukraine kommen zu dem schwindenden Interesse an gedruckten Ausgaben noch steigende Papier- und Energiekosten hinzu, die die Preise in die Höhe treiben. Einige Verlage reagieren darauf mit drastischen Maßnahmen. RTL hat den Traditionsverlag Gruner+Jahr zerschlagen und Axel Springer will künftig keine Zeitungen mehr drucken. Vor allem Regionalverlage sind durch niedrige Auflagen und geringe Margen gefährdet. Im Online-Nachrichtenmarkt fällt es vielen regionalen Verlagen schwer, auskömmliche Bezahlmodelle zu entwickeln, während der Druck durch die Tech-Giganten wie Google zunimmt.
An Engagement mangelt es nicht. Rund 75% der deutschen Verlage werben aktiv um Abonnenten für ihre E-Paper, wie eine Studie des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) zeigt. In den Erlösen aus Online-Abos sehen die Unternehmen die größte Wachstumschance. Ab 2026 rechnen sie damit, dass die digitalen Erlöse den Rückgang im Printgeschäft ausgleichen. Bis dahin wollen die Verlage sparen, indem sie die Seitenzahl reduzieren, redaktionelle Produkte und vor allem die Zustellung in unrentablen Gebieten einstellen und die Preise erhöhen. Eine weitere Chance für Verlage liegt neben der Digitalisierung des Geschäftsmodells in der Diversifizierung ihres Portfolios. Neben E-Papern und digitalen Ausgaben rücken zunehmend Social Media, Audioformate sowie TV, Filme und Serien in den Fokus der Verlage. Diese Strategie verfolgt auch der Käufer von Lighthouse - die Unternehmensgruppe Schwäbsich Media.
Die SV Gruppe bildet das Dach für über 150 Tochter- und Enkelgesellschaften sowie mehr als 20 weitere Beteiligungsunternehmen. An über 100 Standorten in 6 Bundesländern arbeiten rund 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das traditionelle Zeitungsgeschäft wird durch eine Vielzahl digitaler und nicht-digitaler Produkte und Dienstleistungen ergänzt. Im Bewegtbildbereich präsentiert die Sendergruppe Regio TV Information, Service und Unterhaltung aus dem Schwabenland, Stuttgart und der Bodenseeregion. Hinzu kommt die Produktionsfirma mooove.media, die für zeitgemäße Unternehmenskommunikation steht und Imagefilme, Livestreams, 2D & 3D Animationen und PR produziert. Abgerundet wird das Profil durch die digitale Medienproduktion Eurotape. Eurotape ist ein Dienstleister für Digitalisierung und Restaurierung, Postproduktion, Presswerkservice für Medienproduktion, Untertitelung und Erstellung von Audiodeskription. Durch die Übernahme von Lighthouse können hier Synergien gehoben werden.
Die Diversifizierung der Verlags-Gruppe reicht bis hin zu nicht-medialen Dienstleistungen wie Logistik, Vermietung von Immobilien und Tourismus.
Der Schwäbische Verlag übernimmt Lighthouse Home Entertainment im Mai 2023.
Im Prozess übernahm die NEOMA folgende zentrale Aufgaben:
Bewertung der indikativen Angebote
Profitabilität der Filme über den Lebenszyklus hinweg
Modellierung der Finanzplanung im wachsenden Streamingmarkt
Entwicklung einer passenden Deal-Struktur, durch die das Lighthouse-Team auch nach dem Verkauf schnell Entscheidungen treffen kann.
»Von der Integration in die SV Gruppe profitieren beide Seiten«, so Lutz Schumacher, CEO der SV Gruppe in einer Pressemitteilung. »Durch die Zusammenarbeit können wir umfangreiche Ressourcen und Fachkenntnisse bündeln, innovative Vermarktungsstrategien entwickeln und unter anderem auch unseren Tageszeitungsabonnenten attraktive Angebote bereitstellen.« Erste Tests, in denen Zeitungen der Verlagsgruppe ihren Lesern ein individuell vermarktetes Streamingportal zur Verfügung stellten, liefen vielversprechend. Schumacher weiter: »Darüber hinaus möchten wir auch anderen Verlagen die Möglichkeit bieten, von dieser Zusammenarbeit zu profitieren und sind daher offen für Kooperationen. Lighthouse passt hervorragend in unser Portfolio und wir sind überzeugt, unsere Position als modernes Medienhaus durch die erfolgreiche Übernahme weiter stärken zu können.«
Auch Malte Tolksdorf, Managing Director von Lighthouse, freut sich über die neue Gesellschafterstruktur: »Mein Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die durch ihre jahrelange wertvolle Arbeit diesen Schritt ermöglicht haben, sowie der SV Gruppe, die uns durch ihr entgegengebrachtes Vertrauen viele Möglichkeiten innerhalb einer starken Unternehmensgruppe eröffnet. Gemeinsam können wir nun das volle Marktpotenzial der digitalen Medien noch besser ausschöpfen.« Malte Tolksdorf und das gesamte Lighthouse-Team bleiben auch nach dem Verkauf an die SV Gruppe im Unternehmen. Sie werden gemeinsam mit dem Verlag an der Weiterentwicklung des Unternehmens arbeiten.
Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.