15.08.2022

KfW - Nachfolge-Monitoring Mittelstand 2021

Nachdem das Corona-Jahr 2020 die Zukunftsplanung vieler mittelständischer Unternehmen verlangsamt hatte, steht das Thema Nachfolge wieder ganz oben auf der Checkliste. Bis Ende 2022 werden rund 230.000 KMU deutschlandweit die Nachfolgeregelung der Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW in Anspruch genommen haben. Die gute Nachricht ist, dass lt. des Nachfolge-Monitoring Mittelstand 2021 der KfW 170.000 dieser Unternehmen, also 75%, gut aufgestellt sind, um ihren Nachfolgeplan umzusetzen. Sie haben bereits Nachfolgekandidaten gefunden oder befinden sich in Verhandlungen.

Die Nachfolge-Studie der HWB Gruppe kommt für Hamburg und Schleswig-Holstein zu einem ähnlichen Ergebnis. Hier haben 25% der Unternehmen ihre Firmenübergabe noch nicht geregelt. Ungewiss ist jedoch die Dunkelziffer der Unternehmen, die nur scheinbar ihre Firmenübergabe bereits geregelt haben und letzen Endes scheitern werden.

Zu folgenden Erkenntnissen kommt der Nachfolge-Monitor der KfW

39% der Mittelständler streben Nachfolge an

Unter den 57 % aller Unternehmenslenkerinnen und Unternehmenslenker in Deutschland, die sich momentan mit den Optionen bei einem künftigen Rückzug aus dem Unternehmen auseinandersetzen, streben 39% die Übergabe an eine Nachfolgerin bzw. einen Nachfolger an. Die restlichen 18% steuern auf die Stilllegung zu. Dabei ist für 13% die Stilllegung die einzige Option, für 5% eine ernsthafte Option neben der Nachfolge.

Etwa 230.000 Unternehmensnachfolgen bis Ende 2022 angestrebt, 600.000 bis 2025

Bis zum Ende des Jahr 2022 streben rund 230.000 der insgesamt 3,8 Mio. mittelständischen Unternehmen eine Nachfolge an. In mittelfristiger Perspektive bis Ende des Jahres 2025 sind es insgesamt ca. 600.000 nachfolgeinteressierte Unternehmen. Kurzfristig, d.h. im Laufe der nächsten 2 Jahre, streben 6% der KMU eine Nachfolge an, weitere 10 % mittelfristig binnen 3 bis 5 Jahren. Der Anteil von KMU, die eine Nachfolge in der langen Frist anstreben (mehr als 6 Jahre) liegt bei 24%.

Der Bedarf an Nachfolgenden wird steigen

Das Durchschnittsalter der Unternehmer, die sich bis Ende 2022 in den Ruhestand begeben wollen, liegt bereits bei 66 Jahren. Der bevorstehende Ruhestand der geburtenstarken Babyboomer-Generation wird in kleinen Unternehmen eine große Führungslücke hinterlassen. Das strukturelle Nachfolgedefizit ist aufgrund der niedrigen Geburtenrate und des nachlassenden Interesses der Erwerbstätigen an einer selbständigen Tätigkeit erheblich. Die Studie der Unternehmensberater der HWB Gruppe zeigt eine ähnliche Problematik in Hamburg und Schleswig-Holstein auf.

In Zeiten der Krise gibt es Anzeichen für eine "Familienrenaissance"

Der Anteil der innerfamiliären, realisierten Übernahmen ist gestiegen. Währen der Corona-Krise in den Jahren 2020 und 2021 verlagerten sich die Präferenzen der KMU auch in Richtung Familienkontinuität. In den nächsten fünf Jahren sind familieninterne Firmenübergaben um ein Vielfaches besser vorbereitet als die externen Nachfolgen.

Fünfmal häufiger ist die Unternehmensübernahme bereits geregelt oder steht kurz bevor. In Zukunft wird die gleichzeitige Betrachtung mehrerer Nachfolgeoptionen, wie familienintern, firmenintern (Management-Buy-Out) oder extern (Verkauf, Management-Buy-In)  immer wichtiger werden.

Stand der Nachfolgeprozesse: 28% haben bereits Nachfolgerinnen oder Nachfolger gefunden

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) empfiehlt, mit der konkreten Planung und Nachfolgeregelung mindestens 3 Jahre vor dem gewünschten Übergang zu beginnen, um genügend Zeit für Verhandlungen und ggf. die Klärung von Finanzierungsfragen zu haben. Im Jahr 2021 hatten 28% derjenigen, die eine Nachfolge im planten, bereits einen Nachfolger gefunden. Davon haben 12% die Verhandlungen bereits abgeschlossen. Die Erfahrungen der HWB Gruppe haben gezeigt, dass die Einschätzung des DIHK oftmals korrekt ist, jedoch gilt generell bei Nachfolgeprozessen: Je länger geplant, desto besser.

Mehr als jede 10te Unternehmensübernahme scheitert

Zum Gesamtbild gehören auch unerfüllte Nachfolgewünsche und das Ausscheiden von Unternehmen aus dem Markt. Etwa 12% der Unternehmen, die bis Ende 2022 eine Nachfolgeregelung einführen wollen, müssen damit rechnen, ihre Suche nach einem Nachfolger erfolgslos verläuft. In diesen Fällen haben die Eigentümer den Prozess noch nicht begonnen oder gerade erst Informationen gesammelt.

Ich strukturiere Unternehmensnachfolgen: