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Erk Westermann-Lammers, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH), spricht mit HWB-Geschäftsführer Hartmut Winkelmann über den Weg zu mehr Nachhaltigkeit, wie die IB.SH ihn selbst geht und bei dem sie andere unterstützt.
Erk Westermann-Lammers: »Nachhaltigkeit ist kein Modethema, es ist eine drängende gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Darüber können wir gar nicht genug sprechen – auch, wenn mit der Corona-Pandemie aktuell andere Themen stärker im Fokus stehen. Über Nachhaltigkeit zu reden, bleibt wichtig. Es hilft uns dabei, uns klar zu werden, welche Verantwortung wir als Unternehmen haben, und uns dieser Verantwortung auch zu stellen. Ans Reden schließt sich dann das Handeln an. Vor uns liegt ein Transformationsprozess zu nachhaltigerem Wirtschaften. Das ist eine Mammutaufgabe, und sie kann nur gelingen, wenn Politik, Wirtschaft und Finanzindustrie zusammenarbeiten. Banken übernehmen dabei eine wesentliche Aufgabe, diesen Prozess zu begleiten. Das Stichwort ist Sustainable Finance, also der Beitrag der Finanzwirtschaft, um die erforderlichen Veränderungen für eine nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft zu unterstützen.«
Erk Westermann-Lammers: »Wir sprechen bei Nachhaltigkeit eigentlich über nichts Geringeres als über die Rettung der Welt. Als Vater sehe ich mich hier auch ganz klar meinen Kindern gegenüber in der Verantwortung. Wichtig ist mir aber auch, dass neben der ökologischen die soziale und die ökonomische Perspektive von Nachhaltigkeit Beachtung findet. Die Transformation zu nachhaltigem Wirtschaften muss sozialverträglich stattfinden. Sie darf Menschen nicht ihre Existenzen kosten, ob Arbeitsplatz oder Unternehmensgrundlage. Da sollten wir einen Weg finden, um Härten zu vermeiden oder zumindest abzufedern. Die ökonomische Perspektive bedeutet aus meiner Sicht, den Unternehmen an unserem Standort auch weiterhin die Rahmenbedingungen bereitzustellen, die sie brauchen, um profitabel zu wirtschaften. Profitabel wirtschaften ist dabei nicht mit Gewinnmaximierung um jeden Preis zu verwechseln. Doch ohne Profitabilität können wir die sozialen und ökologischen Ziele der Nachhaltigkeit nicht erreichen. Wir müssen Nachhaltigkeit auch möglich machen.«
Erk Westermann-Lammers: »Ich sehe hier keinen Unterschied zu meiner persönlichen Einschätzung. Sustainable Finance bedeutet, Nachhaltigkeit bei den Entscheidungen im Bankgeschäft zu berücksichtigen und damit im unternehmerischen wie im gesamtgesellschaftlichen Sinne verantwortlich zu handeln. Die Erklärung der IB.SH zur Umsetzung von Sustainable Finance haben mein Vorstandskollege und ich persönlich unterzeichnet. Damit haben wir uns nachdrücklich und offen dazu bekannt, was wir zu Sustainable Finance in Schleswig-Holstein beitragen wollen.«
Erk Westermann-Lammers: »Sustainable Finance hat in der IB.SH ganz unterschiedliche Ausprägungen. Die größte Wirkung mit Blick auf Nachhaltigkeit erreichen wir durch unsere Förderprodukte. Alle Dienstleistungen und Produkte unseres Hauses sind auf die Förderung der Sustainable Development Goals der UN ausgerichtet. Bei unserer Eigenanlage vermeiden wir Investitionen, die im Konflikt mit den Sustainable Development Goals stehen könnten. Darunter fallen beispielsweise fossile Brennstoffe, Atomenergie, kontroverse Rüstungsgüter oder Unternehmen, die Menschenrechte verletzen. Unser Bekenntnis zu mehr Nachhaltigkeit zeigt sich auch an unserem Neubau in Kiel. Durch unsere Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen stellen wir sicher, dass das Gebäude unserem hohen Nachhaltigkeitsanspruch gerecht wird.«
Erk Westermann-Lammers: Zunächst einmal geht es darum, dass wir selbst unsere Hausaufgaben machen. Da haben wir in den letzten Jahren schon einiges auf den Weg gebracht. Nachhaltigkeit ist ein Kernthema unserer Geschäftsstrategie und mit qualitativen Zielen hinterlegt. Als Förderbank übernimmt die IB.SH über das eigene Unternehmen hinaus Verantwortung für den Transformationsprozess zu mehr Nachhaltigkeit. Wir springen ja immer dann ein, wenn der Markt die gewünschten Ergebnisse nicht oder nicht schnell genug hervorbringt. Gemeinsam mit den Hausbanken gelingt es uns, unsere Förderung erfolgreich und wirksam in der Wirtschaft zu platzieren. Mit unseren originären Förderbereichen wie Wirtschaftsförderung, Wohnraumförderung, Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, Technologie- und Innovationsförderung haben wir mittelbar, mit dem Umweltschutz und Erneuerbaren Energien sehr unmittelbar, einen Bezug zur Förderung von Nachhaltigkeit.
Erk Westermann-Lammers: »Die IB.SH ist eine Förderbank für ganz Schleswig-Holstein und für alle Unternehmen. Wir merken in den letzten Jahren, dass für viele Unternehmen in unserem Land Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema ist. Zum einen aus einer inneren Motivation heraus, weil Nachhaltigkeit die Menschen einfach bewegt. Zum anderen steigt der Druck durch Kundinnen und Kunden, aber auch Nachhaltigkeitsratings gewinnen immer mehr Bedeutung – in der öffentlichen Wahrnehmung wie auch für die Kreditvergabe. Es ist eine erklärte Aufgabe der IB.SH, Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen sind die Umrüstkosten oft überproportional hoch. Die IB.SH kann in Kooperation mit den Hausbanken mit besonderen Konditionen, Anreizen oder Beratungsangeboten helfen.«
Erk Westermann-Lammers: »Wir bringen in Schleswig-Holstein an vielen Stellen wirklich beste Voraussetzungen mit. Im Bereich der erneuerbaren Energien haben wir uns in den letzten Jahren zukunftsweisend aufgestellt. Mit dem konsequenten Breitbandausbau konnten wir die digitale Infrastruktur wesentlich voranbringen. Davon haben viele Unternehmen in der Corona-Pandemie profitiert – wir konnten von zu Hause arbeiten und uns in digitalen Konferenzen treffen. Schleswig-Holstein zeichnet sich auch durch eine ausgewogene Wirtschaftsstruktur aus. Viele kleine und mittlere Unternehmen zeigen sich bei Veränderungen flexibel. Allerdings gibt es auch Themen, die gerade für kleine und mittlere Unternehmen schwer zu stemmen sind. Das beginnt oft damit, die Chancen und Risiken nachhaltigen Wirtschaftens zu identifizieren und zu bewerten. Die Anpassung oder Neuausrichtung ist dann erst ein weiterer Schritt.«
Erk Westermann-Lammers: »Ganz wesentlich in diesem Zusammenhang ist unsere kostenlose und unabhängige Beratung. Zum Beispiel bieten wir seit dem vergangenen Jahr einen EU-geförderten Nachhaltigkeits-Check an, um kleine und mittlere Unternehmen dabei zu unterstützen, sich nachhaltig aufzustellen. Ziel ist es, für das Unternehmen einen individuellen Aktionsplan zu entwickeln und umzusetzen. Den ersten Nachhaltigkeits-Check haben wir übrigens an uns selbst durchgeführt und durchaus noch Handungsbedarf identifiziert. Wir beraten unsere Kundinnen und Kunden auch mit Blick auf geeignete Förderprodukte, wie Kredite und Zuschüsse. Dabei geht es dann um ganz konkrete Vorhaben, wie beispielsweise eine Unternehmensgründung oder energieeffiziente Sanierungen. Und es gibt noch eine weitere Dimension: Im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein unterstützen wir Kommunen sowie kommunale Akteure bei der Umsetzung der Energiewende, insbesondere mit Blick auf Energieeinsparung, Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien. Dieses tun wir im Rahmen der Energie- und Klimaschutzinitiative des Landes.«
Erk Westermann-Lammers: »Ja, Offenheit. Bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen gibt es Zielkonflikte. Die müssen offen angesprochen werden, um zu den besten Lösungen zu kommen. Sustainable Finance ist für die Finanzwirtschaft ein Gebot der Stunde. Grüne Finanzierungen, richtig verstanden und eingesetzt, können einen wirkungsvollen Beitrag zum Umbau der Wirtschaft leisten. Da ist es doch nur sinnvoll, wenn sich möglichst viele Unternehmen in Schleswig-Holstein mit ihren Ideen einbringen und gemeinsam dazu beitragen, nachhaltiges Wirtschaften in allen Bereichen zu stärken. Uns eint doch das Interesse, den Standort zukunftsfähig zu machen. Die IB.SH regt zu einem offenen Austausch an. Dafür haben wir unseren Sustainable Finance Blog und unser Sustainable Finance Forum ins Leben gerufen. Hier geht es um die Diskussion und die Suche nach den besten Lösungen. Damit sind wir wieder am Anfang unseres Gesprächs: Reden und dann handeln – für mehr Nachhaltigkeit in Schleswig-Holstein.«