04.11.2022

Fachkräftemangel im Handwerk (04.November.2023)

Nach dem Fachkräftemangel – Jetzt auch Unternehmermangel im Handwerk?

Zum Verband Handwerk Schleswig-Holstein e.V. gehören rund 31.000 Handwerksbetriebe mit rund 159.000 Beschäftigten und mehr als 16.000 Auszubildende. Das Umsatzvolumen lag im Jahr 2015 bei rund 16,6 Milliarden Euro (2). 80% der Unternehmen gaben an, die Geschäftslage während Corona sei gut gewesen. Die Auftragsbücher waren voll.

Doch stehen dem Handwerk schwere Zeiten ins Haus. In vielen Handwerks-Unternehmen steht eine Nachfolge an. Laut einer Umfrage des Zentral Verband der deutschen Handwerker (ZDH) gestaltet sich die Betriebs-Übergabe als schwierig. Die größte Hürde im Übergabeprozess ist einen geeigneten Nachfolger zu finden. Im Jahr 2020 suchten über 180.000 Handwerksbetriebe in Deutschland einen Nachfolger. Damit droht zusätzlich zum Fachkräftemangel im deutschen Handwerk ein Unternehmermangel. Der ZDH warnt: „Ohne geeignete Nachfolger an der Unternehmensspitze droht der Verlust von Know-how, Wertschöpfung und nicht zuletzt von Ausbildungs- und Arbeitskräften im Handwerk.“

Es fehlen die Hoch-Qualifizierten

Der Nachfolgermangel bringt viele Unternehmen bereits an den Rand der Existenz. Aktuell ist bereits beinahe jeder vierte Betriebsinhaber im Handwerk über 60 Jahre alt. Nach Schätzungen des Zentralverbandes stehen von 2018 bis 2024 aufgrund der zunehmenden Überalterung in vielen Gewerken rund 180.000 Betriebsübergaben an. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Menschen, die überhaupt in den Markt strömen und damit auch die Zahl der Fachkräfte, die für eine Nachfolge in Frage kommen und die selbst bei großen Unternehmen Mangelware sind.
Tendenz fallend. Laut der deutschen Industrie- und Handelskammer fehlen besonders die beruflich Hoch-Qualifizierten, die auch als Unternehmensnachfolger in Frage kämen. Um dieser Entwicklung jetzt voraus zu sein, empfiehlt sich ein Verkauf. Das Handwerk setzt jährlich 640 Mrd.€ um und ist so eine attraktive Branche für Investoren, das treibt den Kaufpreis für Handwerksbetriebe in die Höhe. Die meisten Investoren im Handwerk nehmen meist nur geringe Veränderungen am laufenden Betrieb vor: So werden oft Marketing, Personalakquise und Back-Office Tätigkeiten konsolidiert.

Zu den drei zentralen Herausforderungen für das Gelingen einer Betriebsübergabe zählen die Inhaber die Suche nach einem geeigneten Nachfolger (57%), die Ermittlung des Unternehmenswertes (40%) und steuerliche Aspekte (31%). Nur für 20% der Betriebe, die in den kommenden 5 Jahren übergeben werden soll, wurde bereits der Unternehmenswert ermittelt. Am häufigsten werden Bewertungen mittels des bewährten AWH-Verfahrens durchgeführt. Dabei sind folgende Faktoren wichtig: Umsatz, Gewinn, Mitarbeiteranzahl, Risikofaktoren (z.B. Abhängigkeit des Unternehmens vom Geschäftsführer).

 „Das Fortbestehen vieler Handwerksbetriebe ist in Gefahr“, meint der Branchen-Experte der HWB Gruppe Lutz von Majewsky, der viele Mandanten aus dem Handwerk vertritt und auch Unternehmens-Verkäufe in der Branche betreut. „Wir raten jetzt, die Nachfolge des Betriebes einzuleiten. Sollte kein interner Mitarbeiter diesen übernehmen können, empfehlen wir, den Betrieb bereit für eine Übernahme zu machen. Dies kann einige Zeit in Anspruch nehmen, daher sollte man früh beginnen.“

Verkauf nicht gleich Ruhestand

Der Verkäufer kann sein Unternehmen veräußern und sich in seinen wohlverdienten Ruhestand zurückziehen. Dies muss aber nicht zwingend der Fall sein. Verkauf und eine Weiterbeschäftigung als angestellter Geschäftsführer ist möglich und muss individuell entschieden werden. So arbeitet der Geschäftsführer als Angestellter weiter und auch sein Lebenswerk profitiert vom Zusammenschluss:

  • Das Team arbeitet autonom weiter.
  • Der Kundenstamm bleibt erhalten.
  • Der Standort und die Arbeitsplätze bleiben erhalten.
  • Das Unternehmen professionalisiert sich durch den Zusammenschluss mit einem neuen Unternehmen aufgrund besserer IT und Prozesse und größerem Back-Office.
  • Große Unternehmen sind oft gute Arbeitgeber-Marken, da sie gute Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Benefits für ihre Handwerker anbieten können.
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