Helmut Bauer und Thomas Timm

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Die Kreditversorgung des Schleswig-Holsteinischen Mittelstands zu Zeiten von Corona

09.04.2020

 

 

Die Sparkasse zu Lübeck AG und die HWB Unternehmerberatung GmbH sind seit vielen Jahren erfolgreiche Kooperationspartner im Bereich der Unternehmensnachfolge. Nun befinden sich auch Unternehmen in Schleswig-Holstein seit mehr als zwei Wochen im Ausnahmezustand. Neben allen organisatorischen Themen steht die Versorgung der Unternehmen mit ausreichender Liquidität im Vordergrund. Im folgenden Interview beschreiben Herr Thomas Timm, Leiter des Firmenkundencenters der Sparkasse zu Lübeck AG und Helmut Bauer Geschäftsführender Gesellschafter der HWB Unternehmerberatung GmbH, die aktuelle Situation im Mittelstand aus ihrer Sicht:

 

Wie stellt sich die aktuelle Situation aus Ihrer Sicht dar?

Thomas Timm: „Es gibt in Schleswig-Holstein einen großen Ansturm auf die „Corona-Soforthilfen“ von Land und Bund. Bis Freitag wurden allein rund 320 Anträge bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein für Darlehen aus dem IB.SH Mittelstandssicherungsfonds gestellt. Davon waren bereits 34 Anträge mit einem Volumen von mehr als fünf Millionen Euro unseres Hauses dabei. Wir haben damit rund zehn Prozent aller Anträge aller Banken und Sparkassen in SH gestellt. Dafür haben wir gemeinsam mit vielen Arbeitsbereichen und Abteilungen unseres Hauses einen schnellen und effizienten Prozess entwickelt. Auch rund 40 Darlehen aus dem KfW-Programm sind bereits auf dem Weg. 

Helmut Bauer: Für die HWB hat sich in der täglichen Arbeit sehr viel verändert. Während im vergangenen Jahr die Begleitung von Unternehmensnachfolgen im Mittelpunkt unserer Beratung stand, helfen wir jetzt primär Unternehmen in Schleswig-Holstein, durch die Krise zu kommen. In kürzester Zeit haben wir unseren Web-Auftritt angepasst. In unserem News-Blog stellen wir täglich Informationen zu den Themen Kurzarbeit, Steuern und Finanzierung in Zeiten von Corona ein. Konkrete Handlungsempfehlungen haben wir im Corona-Notfallkoffer.de zusammengefasst. Und natürlich stehen wir sieben Tage die Woche mit Rat und Tat zur Verfügung. 

Wie ist die bisherige Resonanz darauf?

Helmut Bauer: Wir wurden in den vergangenen zwei Wochen hierzu sehr oft kontaktiert - mehr als 15.000 Aufrufe der Webseite zeigen das aktuelle Interesse an den Fördermitteln. Wir haben darüber hinaus auch aus der Politik und Verbänden positive Resonanz erfahren.

Thomas Timm: Auch wir vermitteln unseren Kunden gern die Unterstützung der Kollegen der HWB, gerade wenn es um Fragen beispielsweise zur Ermittlung des Liquiditätsbedarfs oder zur Beantragung von Soforthilfen geht. Auch der „Corona-Notfallkoffer“ ist ein tolles Hilfsinstrument. Wir selbst haben uns als Sparkasse früh auf diese Herausforderungen eingestellt. Uns war bewusst, dass auf uns als Partner des Mittelstandes eine ganz besondere Verantwortung zukommt und dass es in dieser Zeit auf Geschwindigkeit ankommt. 

Können Sie Beispiele nennen? Wo ist es Ihnen bereits zum jetzigen Zeitpunkt gelungen, Ihren Kunden schnell zu helfen? 

Thomas Timm: Da sind einerseits unsere Kunden aus dem Bereich Gastronomie und Hotellerie zu nennen. Für sie haben wir ab 31. März 2020 Darlehen aus dem IB.SH Mittelstandssicherungsfonds beantragt. Bereits zwei Tage später, am 2. April, konnten wir erste Darlehensauszahlungen der IB.SH auf den Konten der Kunden feststellen. Das zeigt, wie schnell diese Soforthilfe der IB.SH umgesetzt wurde. Darüber hinaus haben wir Unternehmen mit einer Mitarbeiteranzahl von einem bis hin zu zehn Mitarbeitern rechtzeitig auf die nicht rückzahlbaren Zuschüsse aufmerksam gemacht. Eine große Anzahl unserer Kunden hat diese letztlich auch beantragt. Viele Zahlungen der Soforthilfezuschüsse sind daher bereits zum 1. April auf den Kundenkonten eingegangen.

Helmut Bauer: Ich kann aus Gesprächen mit Kunden nur bestätigen, dass die Sparkasse zu Lübeck sehr schnell und unbürokratisch hilft. Das gilt sowohl bei der Unterstützung mit Mitteln aus den Programmen der KfW als auch bei der Einbindung von Bürgschaften der Bürgschaftsbank Schleswig-Holstein oder Mitteln der MBG. An dieser Stelle zeigt sich die Stärke der Förderbanken in Schleswig-Holstein. Sie haben, aus meiner Sicht, in der Zusammenarbeit mit der Landesregierung einen großartigen Job gemacht. Auch wir konnten in den vergangenen Tagen einer Vielzahl von Kunden sowie neuen Mandanten bei der Gewinnung von Liquidität helfen.

Welche Wünsche haben Sie an die Politik?

Helmut Bauer: Es ist richtig und wichtig, dass in der vergangenen Woche beschlossen worden ist, dass Unternehmen mit einer Mitarbeiteranzahl von elf bis 50 Mitarbeitern Zuschüsse in Höhe von 30.000 Euro erhalten, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Wünschen würde ich mir aber, dass der Mittelstandssicherungsfond auch für andere Branchen, wie beispielsweise den Einzelhandel, das Dienstleistungsgewerbe oder das produzierende Gewerbe geöffnet wird. Bei diesem Programm stimmen Laufzeit, Kosten und Sicherheiten. Außerdem sind die Prozesse zwischen Hausbank und IB.SH eingespielt. Dieses ist leider bei den bestehenden Programmen der KfW nur bedingt gegeben.  Der am Montag neu beschlossene Schnellkredit der KFW ermöglicht aber einer Vielzahl von Unternehmen eine schnelle Hilfe mit Liquidität in Höhe von drei Monatsumsätzen.

Thomas Timm:  Insgesamt hat sich mit der Nachbesserung bei den Zuschüssen sowie den neuen Fördermöglichkeiten des Bundes für Start Up’s schon einiges getan. Auch die KfW wird in diesen Tagen noch etliche Verbesserungen für unsere Kunden umsetzen. Wünschen würde ich mir , dass beispielsweise eine Laufzeitverlängerung und ein teilweiser Verzicht auf bankübliche Sicherheiten bei den KfW-Programmen umgesetzt wird. Auch hier werden sich in den nächsten Tagen mit hoher Wahrscheinlichkeit Verbesserungen ergeben.

Wie schauen Sie auf die kommenden Monate und das nächste Jahr?

Helmut Bauer: Ich bin vom Wesen ein sehr optimistischer Mensch. Das Glas ist bei mir immer halbvoll und nicht halbleer. Helmut Schmidt sagte einmal, in der Krise zeigt sich der wahre Charakter.

Und ich bin in den vergangenen Tagen ausschließlich auf gute Charaktere getroffen. Unternehmer, die ursprünglich Konkurrenten waren, treten jetzt gemeinsam am Markt auf. Banken helfen sich untereinander. Politiker aller Parteien sprechen uns an und fragen um Rat. Ich bin davon überzeugt, dass wir es gemeinsam schaffen. Wir werden es schaffen, dass Schleswig-Holstein stark bleibt, wie es sich schon die Initiative der KN #shbleibtstark auf die Fahne geschrieben hat, die wir auch unterstützen. Die Zeit nach Corona wird eine andere sein als vorher. Vielleicht wird sie an der einen oder anderen Stelle sogar besser sein – zum Beispiel in der Art und Weise, wie wir als Menschen miteinander umgehen. Was ich heute vermisse ist der persönliche und nicht virtuelle Austausch mit meinem Team und unseren Mandanten.

Thomas Timm: Meiner Meinung nach stehen uns noch herausfordernde Wochen bevor. Und auch die Zeit nach der Lockerung der aktuellen Auflagen, wird vielen Unternehmen in der die Phase des „Wiederhochfahrens“ einiges abverlangen. Dennoch bleibe ich optimistisch. Es wird uns gelingen, viele Unternehmen auf Ihrem Weg durch die Krise und in der Zeit danach zu unterstützen. 

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